Die Ortsgeschichte von Mestlin

Der 30jährige Krieg hinterließ ein zerstörtes Land. Nur langsam findet ein Wiederaufbau statt. Auch in den darauffolgenden Jahren hat Mecklenburg unter kleineren und größeren Kriegen zu leiden. Im 19. Jh. entwickelt sich Mestlin zu einem reinen Gutsdorf. Wie überall in Mecklenburg, wandern viele Einwohner aus. Die Lage der Landbevölkerung verbessert sich bis zum II. Weltkrieg kaum.

Visitationsprotokoll 1649
 
Ein Visitationsprotokoll vom 9. Oktober 1649 beschreibt die Besitzungen der Kirche Mestlin.
... zeiget, was die Pfarre an Acker, Weichhölzung, Mast, Länderein, Fischerey und Hütung besitze, wieviel dass Meßkorn betragen, und wieviel Pächter vorhanden ...

1650 Hans Brandt wird (bis 1674) Verwalter von Mestlin.

1652 sind die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges in Mestlin, wie überall in Mecklenburg, immens. Nur 12 Bauernstellen bleiben erhalten. 15 Bauernstellen werden vom Kloster nicht wieder verpachtet, sondern dem Hofe zugelegt.

1653 Bau eines Pfarrhauses in Mestlin (wird gegen 1755 beim Neubau des Pfarrhauses wieder abgerissen).

1654
Gesindeordnung mit Verankerung der Leibeigenschaft

Nach der bereits in Kraft gesetzten Gesindeordnung von 1645 wurde am 14.11.1654 die erneuerte "Gesinde-Tagelöhner-Baur-Schäffer-Tax- und Victualordnung" verabschiedet. Sie festigte die schlimmste Form bäuerlicher Unterdrückung durch die Adligen. Eine Heirat beispielsweise war nur mit Genehmigung des Gutsherren möglich.

1658
Schwedisch-Polnischer Krieg

1658 marschieren kaiserliche, brandenburgische und polnische Soldaten in Mecklenburg ein. Kriegerische Belastungen wie zur Zeit des 30jährigen Krieges bis zum Frieden von Olivia im Mai 1660.

Visitationsprotokoll 1662
 
Ein Visitationsprotokoll von 1662 beschreibt erneut die Besitzungen der Kirche Mestlin.
... die Hebungen des Herrn Pastoris zu Mestlin und Ruest. In diesem Protokol werden die eingeführten Dörfer, das Meßkorn, Geld Hebungen, Opfer, Accidentien, Wachs, Eyer, Zehend Lämmer, Rauchhühner, Mastung, freye Hözung ... angezeiget ...

1662 hat Mestlin 8 Bauern, 2 große und 5 kleine Kossaten. Ruest hat 4 Bauern und 2 Kossaten.

1674 Hans Jacob Brandt, Sohn des vorigen Pächters, wird (bis 1703) Pächter von Mestlin.

1674 - 1675
Brandenburgisch-schwedischer Krieg in Mecklenburg

1685 Mestlin hat 10 Hausleute (mit Schulzen) und 5 besetzte und eine unbesetzte Kossatenstelle.

1688 wird Andreas Petri Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1705).

1701
Mecklenburg-Schwerin hat knapp 100.000 Einwohner, Mecklenburg-Strelitz 30.000
1700 - 1721
Nordischer Krieg

Plünderungen durch die Kriegsparteien: Schweden gegen Preußen, Dänen, Sachsen und Russen.

1701
Dritte Hauptlandesteilung durch Hamburger Vergleich

Mecklenburg wird in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz (Herrschaft Stargard und Fürstentum Ratzeburg (vormaliges Bistum) - ohne die gleichnamige Stadt und der Komthirei Mirow) geteilt. Die Erstgeburtserbfolge wird vereinbart.

1703 Jacob Janenzky wird (bis 1712) Pächter von Mestlin.

Beichtkinderverzeichnis 1704
 
Pfarrer Andreas Petri fertigt ein Verzeichnis aller Mitglieder der Gemeinde, sowie der Getauften , Copulierten und Gestorbenen der Jahre 1688 - 1704

1704 hat Mestlin 109 Einwohner (älter als 14 Jahre), Ruest 64. In Mestlin leben die Hausleute und Kossaten Hinrich Cords, Hans Hohe, Soltwedel, Hartwich Cordes, Westphal / Behrens, Kröger, Dolge, Nehls, Welzin, Joachim Cords minor. Und in Ruest Soltow, Stralendorff / Wiese, Hans Cords minor, Möller, Dolge, Soltwedel, Sülocke (Zülck), Köster, Hans Cords.

1706 wird Georg Brennecke Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1716).

1711
Beginn der Verschleppungen von Mecklenburgern in die preußische Armee, der Krieg wütet in Mecklenburg

1712 Lorenz Frahm wird (bis 1715) Verwalter von Mestlin.

1717 wird Carl Helmut Neander Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1753).

1715 Hans Joachim Schwarz, der Schwiegersohn des vorigen Pächters, wird (bis 1725) Pächter von Mestlin.

1725 Spreckels wird (bis 1728) Verwalter von Mestlin.

1728 Hagemeister wird (bis 1730) Verwalter von Mestlin.

1730 Lanckhoff wird Verwalter von Mestlin. Nach ihm wurde Mestlin für einige Jahre (bis 1736) durch Rechnungsführer des Klosters verwaltet (Schieger, Sternberg, Nüschke).

1733 / 1735
Gewaltsame Soldatenanwerbung durch Preußen in Mecklenburg

1733 Neubau der Küsterei nachdem die alte abgebrannt war.

1736 Claus Evert wird (bis 1743) Verwalter von Mestlin.

1743 Graffe wird (bis 1747) Verwalter von Mestlin.

1748 Bau einer ersten Windmühle am Mühlenhofer Weg in Mestlin.

1747 / 1748 Errichtung der Ziegelei in Mestlin gegenüber der Pfarre (hinter Hans Joachim Garlings Stelle). War bis 1771 / 1772 in Betrieb. Zieglermeister war Jacob Wählers, gest. am 25.4.1774

1748 Johann Friedrich Menck wird (bis 1760) Verwalter / Pächter von Mestlin.

1750 Bau eines Pfarr Witwenhauses.

1751 hat Mestlin 179 Einwohner und Ruest 106.

1751 wird die Kirche in der heutigen Gestalt gebaut.

1753
Parallel zum Bauernlegen durch die Adligen begann im Domanium die Ansiedlung von Häuslern und Büdnern auf der Grundlage des Siedlungsediktes des Herzogs Christian Ludwig

1754 wird Johann Clamor Buchholz Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1793).

1754 hat Ruest 5 Bauern (mit Schulzen), 9 Halbbauern und mehrere Kätner (6 halbe Stellen wurden später zu 3 vollen zusammengelegt).

18. April 1755
Landesgrundgesetzlicher Erbvergleich

Weitere Verankerung der Leibeigenschaft, Legalisierung des Bauernlegens. Mecklenburg hat zu dieser Zeit 150.000 Einwohner.

Der Landesgrundgesetzliche Erbvergleich (LGGEV) von 1755 ist das Ergebnis langwieriger Auseinandersetzungen und Machtkämpfe zwischen den mecklenburgischen Herzögen und den sogenannten Landständen (Ritterschaft und Städte). Dieses mit 25 Artikel und 530 Paragraphen umfangreichste und umfassendste Vertragswerk in den mecklenburgischen Geschichte bildete in der Folgezeit den Rahmen für alle gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen in beiden mecklenburgischen Landesteilen und blieb als Grundgesetz der landständischen Verfassung (in Mecklenburg-Schwerin mit kurzer Unterbrechnung 1849/50) bis zur Novemberrevolution 1918 geltendes Recht (Dank an P. Starsy für die Erklärung).

1756 - 1763
Siebenjähriger Krieg

Preußen besetzt das neutrale Sachsen und kämpft gegen eine Koalition von Österreich, Rußland, Frankreich und Schweden, im Verlaufe des Krieges mehrfache Besetzung Mecklenburgs-Schwerins (erstmalig 1757) durch Preußen, weiterhin Geld- und Naturallieferungen, Zwangsrekrutierungen (insgesamt ca. 4000 Soldaten für die preußische Armee) und Plünderungen.
Nach dem Krieg setzt endlich ein begrenzter Aufschwung ein.

1760 Christian Friederich Bade wird (bis 1667) Verwalter / Pächter von Mestlin.

1767 Johann Gregorius Mühlenbruch wird Verwalter / Pächter von Mestlin (bis maximal 1816).Muehlenbruch
 
Mühlenbruch wurde am 5.11.1735 in Röbel geboren. Er war er einige Jahre Amtsschreiber in Dobbertin. Kurz vor Antritt der Pachtung heiratete er die Tochter des Küchenmeisters Engel Paschen Friese, Anna Margaretha Augusta Friese (17.11.1748 Dobbertin - 3.5.1781 Mestlin), in Dobbertin. Sie hatten 6 Söhne und 2 Töchter. Muehlenbruch starb am 19.5.1812 in Klein Poserin (andere Angabe: 11.9.1816?). (Bild rechts)

Publikation Buchholz Pfarrchronik 1784 / 1785
 
Der Mestliner Pastor schreibt seine Kirchenchronik: "Ausführliche Nachricht von Kirchen und Pfarr-Sachen zu Mestlin und Ruest, und was zu deren gründlichen Übersicht zuwissen nötig geschienen, aufgesetzt, und durch beiliegende Schriften, Pläne und Tabellen bestätigt von Johann Clamor Buchholz, dieser Zeit Pastor zu Mestlin und Ruest, geschrieben in den Jahren 1784 und 85"
Für die Nachwelt hält Pastor Buchholz die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner in einzigartiger Weise und in akribischer Vollständigkeit fest (216 eng beschriebene Seiten). Buchholz behandelt z. B. die Geschichte der Mestliner und der Ruester Kirche, ihre Patronen, ihr architektonischer Aufbau. Er fertigte Urkundenabschriften, beschrieb Pfarrländereien, früher und heute zu Mestlin eingepfarrte Dörfer und Gemeinden. Der Abschnitt über die Familien seiner Gemeinde ist für die genealogische Forschung von besonderer Bedeutung (siehe auch Publikation 1938).

Nachdruck 1938 Publikation: 1938
 
Ein Abschnitt der Mestliner Pfarrchronik (siehe Publikation 1784 / 85) von Johann Clamor Buchholz wird im Rahmen der Reihe: "Quellen zur bäuerlichen Hof- und Sippenforschung" unter dem Titel "Von den alten Familien zu Mestlin - eine Chronik" gedruckt.
Für drei Zeitabschnitte (bis 1648, 1648-1704, 1704-1785) werden die Bauern und Einwohner von Mestlin, Ruest und Mühlenhof aufgeführt. Auftretende Besonderheiten werden interpretiert und kommentiert. 16 Familien, "die die stärksten sind" werden ausführlicher dargestellt: Behrens, Cords, Dieckmann, Dolge, Eckelberg, Ehmck(e), Garling, Hohe, Kröger, Nehls, Soltau, Soltwedel, Wel(t)zin, Westphal, Wiese, Zülock(Sülck).

Eine Karte von 1777 zeigt in Mestlin 15 Bauernstellen, zusätzlich den Gutshof an der Kirche, einen Forsthof und zwei Höfe des Schulzen.

1783 sind in Mestlin: Johann Eckelberg, H. J. Garling, Ehmck, Köpcke, Hans Adam Nehls, Westphal, Hans Jacob Kröger, Jochim Nehls, Johann Kröger, Johann Karl Wiese, Friedrich Garling, Soltwedel, Friedrich Cords, H. J. Eckelberg.

1785 Mestlin hat 12 Bauernhäuser, 1 Schmiede, 22 Kathenhäuser, den Hof, die Pfarre und die Mühle. Ruest hat mit dem Schulzen 9 Bauernstellen uznd 15 Käthner.

18. Mai 1792
Auswanderungsverbot nach Amerika für die mecklenburg-schwerinischen Untertanen durch herzogliche Verordnung

1793 wird Johann Adam Schulz Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1816).

1803 sind Hausleute und Kossaten in Ruest: Schulze Hahn, Friedrich Wiese, Hans Sternberg, Michel Sternberg, Borchert, Krüger Rieck, Zülck, Stüdemann, Friedrich Cords.

1806
Flucht Blüchers durch Mecklenburg

Plünderungen, Zerstörungen durch die Franzosen.

1806 - 1813
Franzosenzeit

1815 Gedenktafel Beitritt zum napoleonischen Rheinbund 1808, Einquartierungen, Zwangsrekrutierung zum Kampf gegen Rußland 1812: 2100 Mecklenburger (Schwerin: 1700, Strelitz: 400). Weniger als 100 überlebten. 1813 treten beide Mecklenburg aus dem Rheinbund aus.

1813 - 1815
Befreiungskriege gegen Napoleon

1808 - 1815 Gedenktafel für Veteranen in der Kirche Mestlin

8. Juni 1815
Die deutsche Bundesakte gestattet durch Artikel 18b die Auswanderung in andere Staaten des Deutschen Bundes
1815
Wiener Kongreß

Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz werden Großherzogtümer und Mitglied des Deutschen Bundes.

1816 wird Martin Joachim Jakob Heydemann Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1829).

1816 Der Staatskalender erwähnt in Mestlin: den Hof und die Meierei des Pächters Carl Sauerkohl, 12 Dreiviertelhüfner, die Pfarrkirche, Försterei, Mühle, Krug, Schmiede, Ziegelei und eine Schule. In Ruest gibt es 9 Dreiviertelhüfner, Kirche, Schule und Krug.

1816 (oder eventuell früher) wird Carl Sauerkohl Verwalter / Pächter (bis 1847) von Mestlin.

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1817 / 1820
Mecklenburg-Schwerin hat 393.000 Einwohner (1820) und Mecklenburg-Strelitz 72.000 (1817)
18. Januar 1820
Aufhebung der Leibeigenschaft in Mecklenburg mit Wirkung ab Ostern 1821 verkündet
4. April 1822
Verordnung über Separation und Vererbpachtung der Bauernhufen

1822 begannen die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Ritterschaft. Ziel war die Regulierung der Verhältnisse zwischen Gutsherren und Bauern, d. h. die Bauern sollten Eigentümer, bzw. Erbpächter des von ihnen bewirtschafteten Landes werden.

1828 pachtet der Mestliner (inklusive Vimfow und Kadow) Pächter Sauerkohl auch noch Zidderich mit Steinbeck

Um 1830 bestehen im Klosteramt Dobbertin 167 Bauernstellen in 17 Dörfern (KA Malchow: 50, KA Ribnitz: 16). 10 reine Bauerndörfer sind Groß Breesen, Dobbin, Garden, Lohmen, Ruest, Oldenstorff, Alten- und Nienhagen, Schwarz, Laerz und Dienitz. 7 Dörfer haben einen klosterämtlichen Hof neben Bauernstellen: Dobbertin, Darze, Gerdshagen, Mestlin, Sehlstorff, Lexow und Sietow. Reine Pachtdörfer sind dagegen Bossow, Jellen, Lenzen, Mühlenhof, Neuhof und Kläden, Rum Kogelck, Spendin, Kleesten, Upahl und Roetz.

1830 wird Johann Heinrich Birkenstädt Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1871).

1830 besaß Mestlin 12 3/4-Hüfner, Pfarrkirche, Förster, Windmühle, Klosterkrug, Schmiede, Ziegelei und Schule und Ruest: 9 3/4-Hüfner, Kirche, Schule, und Erbkrug.

Im Zusammenhang mit dem Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur effektiven Koppelwirtschaft wurden die Ackerstücke der Bauern neu aufgeteilt. Im Juni 1832 wurde den Bauern in Mestlin die geplante Veränderung mitgeteilt, die Herbstbestellung sollten sie bereits in den neuen Hufen vornehmen. Der anfängliche Widerstand der Bauern nützte nichts, Johanni 1833 wurden die 12 Mestliner Bauern in die Ausbauten umgesiedelt und der Ruester Feldmark zugeteilt. Von dem unsicheren Status als Zeitpächter, wurden sie jetzt Erbpächter. Mestlin war fortan ein reines Gutsdorf, während Ruest 1834 Mühle (vorher 8 Bauern) zum großen Bauerndorf aufgewertet wurde, Ruest hat fortan 26 Bauernstellen: 8 alte, 12 aus Mestlin, 4 aus Groß Breesen, der Sohn des Vermessers Stüdemann, und der ehemalige Ruester Krüger.
 
Der Pächter von Mestlin ist zu dieser Zeit Karl Sauerkohl.

1834 wurde die Mestliner Bockmühle erbaut. Weithin sichtbar könnte sie noch heute ein Wahrzeichen von Mestlin sein - leider brannte sie 1945 ab.

1835 wird die bis dahin Mestlin zustehende Jahrmarktsgerechtigkeit auf Ruest übertragen.

1836 / 1837 Der Staatskalender 1836 erwähnt noch 12 Dreiviertelhünfer für Mestlin und 9 für Ruest. Ab 1837 werden 25 Erbpächter in Ruest erwähnt.

3. September 1847
Eine großherzogliche Verordnung regelt für Mecklenburg-Schwerin das Verfahren für die Erteilung von Pässen an Auswanderer

1847 Der bisherige Pächter Carl Sauerkohl gibt den Hof an Gutsbesitzer Carl J. A. Krey ab (bis 1861).

1848 / 1849
Revolution
5. Februar 1849
Eine großherzogliche Verordnung verfügt für das Staatsgebiet von Mecklenburg-Schwerin die "allgemeine Aufhebung der Abzugsgelder bei Auswanderungsfällen"
September 1850
Über die junge bürgerliche Verfassung von Mecklenburg wird im ausländischen Brandenburg das Urteil gesprochen. Der "Freienwalder Schiedsspruch" setzt den Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich wieder in Kraft (gilt bis 1918).
1851
Beginn der Massenauswanderung nach Amerika

Politische, soziale und wirtschaftliche Mißstände verursachten die große Emigrationswelle Ende des 19. Jh.. Von 1853 bis 1908 wanderten fast 120.000 Menschen aus Mecklenburg aus.

1. Juni 1853
Verordnung über den Erwerb und Verlust der Eigenschaft eines mecklenburgischen Untertans erlassen

Nachschlagewerk 1857 / 1861
 
In der "Mecklenburgischen Vaterlandskunde" (1. Auflage, Wismar & Ludwigslust, Herausgeber W. Raabe) wird Mestlin beschrieben:
"Mestlin, 1 1/4 Meile westlich von Goldberg, in bergiger Gegend, Hof mit ansehnlicher, zweischiffiger Pfarrkirche, Schule, Försterei, Mühle, Krug, Schmiede, Ziegelei und 240 Einw. Der allein am Saum der Mestliner Hölzung gelegene Forsthof hat 51 Einw. Nachdem die Bauern mit verkleinertem Ackerwerk nach Ruest zu ausgebaut sind, sind auch die schönen Obstgärten, durch die Mestlin früher bekannt war, verschwunden; der Hof hat freilich dadurch ein bedeutendes Areal des trefflichen Bodens zugewonnen."

1857 hat Ruest: 443 Einwohner, Kirche, 25 Erbpächter, Schule, Schmiede und Erbkrug.

15. April 1857
Landesherrliche Verordnung über die Auswanderung nach außereuropäischen Ländern

1861 In Mestlin findet ein Pächterwechsel statt: der Nachfolger von Gutsbesitzer Carl J. A. Krey wird Domänenrat Hans Dehns (bis 1917).

25. Juni 1867
Verfassung des Norddeutschen Bundes wird auch für beide Mecklenburg verbindlich

Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes 1866 begann auch für Mecklenburg ein neues Zeitalter (Beitritt am 21.8.1866). Die Verfassung gewährleistet volle Freizügigkeit innerhalb der Staaten des Norddeutschen Bundes sowie im grenzüberschreitenden Verkehr für alle Bundesangehörigen. Es entfallen die in Mecklenburg bis dahin bestehenden Einschränkungen bei Eheschließungen. Mecklenburg wurde an das norddeutsche Post- und Fernmeldenetz angeschlossen und erhielt einheitliche Maße und Gewichte auf der Grundlage des metrischen Systems, und die Banknoten des Bundes. Das mecklenburgische Militär wurde preußischem Kommando unterstellt.

1868
Beide Mecklenburg treten dem Zollverein bei

1869 1871 Gedenktafel übernimmt der Mestliner Pächter Hans Dehns auch noch Vimfow.

1870 - 1871
Deutsch-Französischer Krieg

unter Beteiligung mecklenburgischer Truppen

1871 Gedenktafel in der Mestliner Kirche für die Gefallenen des Krieges.

1871
Gründung des Deutschen Reiches, Mecklenburg-Schwerin (558.000 Einwohner) und Mecklenburg-Strelitz (97.000 Einwohner) werden Mitgliedstaaten

1872 wird Ludwig Heinrich Hunzinger Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1895).

1873 Poststation in Mestlin.

Gutshaus 1877Klosteramt Dobbertin 1877 - heißt die Inschrift dieser Tafel an der Stirnseite eines Hauses. In den siebziger Jahren des 19. Jh. wurden die Häuser (Bild siehe unten) der Tagelöhner des Gutes entlang der Dorfstraße (heute Fritz - Reuter - Str., Goldberger Str.) erbaut.

1887 erstmalige Erwähnung der zweiten Mestliner Schule

Nachschlagewerk 1894
 
In der "Mecklenburgischen Vaterlandskunde" (2. Auflage, Wismar, Herausgeber W. Raabe) wird Mestlin beschrieben:
"Mestlin, Poststation, 1 1/4 Meile westlich von Goldberg, wichtiger Knotenpunkt unseres Chausseeverkehrs, da sich hier die vier Chausseen von Parchim, Crivitz, Sternberg und Goldberg vereinigen. Südlich der Dobbertiner Klosterforst.
Pachthof von H. Dehns (Schmiede).
Dorf mit Pfarrkirche, Schule (2), Förster, Mühle, Krug, Ziegelei. - Hof und Dorf 887,7 ha. 295 (240) Einw."

Gutshaus Folgende Anekdote aus dem Mecklenburg Buch von E. Schulz (Hinstorff Verlag, 1938) könnte sich zu dieser Zeit in Mestlin zugetragen haben:
Ein Junge von sieben Jahren aus einem Gutsdorf kam einmal zu spät zur Schule, weil er die Zeit verschlafen hatte. Der Lehrer fragte ihn, wann er zu Bett gegangen sei. "Weet ik nich", war die Antwort. Darauf der Lehrer: "Wär't all düster?" Nach kurzem Überlegen sagte der Junge: "Pläugen harr'n noch künnt."

1895 wird Karl Axel Walter Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1918).

Ende 1895 lebten in Mestlin 270 und in Ruest 305 Einwohner.

1897
Reichgesetzliche Regelung des Auswanderungswesens

Buch um die Jahrhundertwende Dorfstraße
 
Wie könnte es um die Jahrhundertwende auf dem Gut Mestlin ausgesehen haben? Ein Berliner Arbeitsloser (Name unbekannt), den es auf ein Gut in Mecklenburg verschlagen hatte, schildert seine Erlebnisse: "Hofgängerleben in Mecklenburg".
Mit einfachen Worten charakterisiert er die Leute mit denen er zusammentrifft: Inspektor, Knechte und Mägde, Tagelöhner und Hofgänger (... nach mecklenburgischen Begriffen sind die Fremden, die als Hofgänger nach Mecklenburg kommen, zu weiter nichts nütze. ...), er beschreibt das Dorf, das Gutshaus, Lüdstuw, Katen, ... und das tägliche Leben der Leute. (Bild rechts: Ansichtskarte aus Mestlin, ca 1905)

1. August 1914 - 11. November 1918
Erster Weltkrieg

1937 Berckemeyer 1917Bernhard Berckemeyer (Bild rechts 1937 in Weisin) pachtet das Gut Mestlin (bisheriger Pächter Hans Dehns). Besitzer ist das Kloster Dobbertin. Ein Jahr später wird der gesamte Klosterbesitz vom Staat übernommen.
B. pachtete bereits seit 1906 das Gut Weisin bei Lübz. 1936 kauft er das ehemalige Gut seiner Eltern in Gr. Thurow zurück.
1917 war Mestlin in einem sehr schlechten Zustand. Die etwa 60 Familien führten ein schweres Leben. Mitte der zwanziger Jahre meliorierte B. große Flächen um das Gut aufzubauen. Für Vimfow stellte B. den Statthalter Briese ein, für Mestlin den Pferdestatthalter Prestin. Statthalter war in Mestlin zu jener Zeit Hahn.

1914 Gedenktafel

1914 - 1918 Wieder gibt es Opfer unter den Mestlinern: Gedenktafel auf dem Friedhof.

14. November 1918
Abdankung des Großherzogs
1918
Übernahme der Verwaltung des Klosters Dobbertin durch den Freistaat Mecklenburg-Schwerin

1918 wird Friedrich Wehner Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis ?).

1918 / 1919
Gründung der Freistaaten Mecklenburg-Schwerin (1919) und Mecklenburg-Strelitz (1918) als Gliedstaaten in der Weimarer Republik
1925
Mecklenburg-Schwerin hat 674.000 Einwohner, Mecklenburg-Strelitz 110.000

1927 Hochzeit 1926 B. Berckemeyer führt umfangreiche Meliorationsmaßnahmen in Mestlin durch.

Gutspächter Major a. D. Berckemeyer war die führende Kraft im Mestliner Kriegerverein. Der Verein organisierte zahlreiche gesellschaftliche Ereignisse (Kriegerbälle, Versammlungen, Kinderfeste).

Eine Hochzeit in Mestlin (Hermann Konow, Stellmacher, 1927)

1934 wird Otto Schmidt Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis ?).

1933
Beide Mecklenburg haben 805.000 Einwohner
1.1.1934
Vereinigung beider Mecklenburg zum Gau Mecklenburg (13.10.1933)

Publikation Zacharias Autobiographischer Roman 1986
 
1986 erscheint die Autobiographie von Irene Zacharias unter dem Titel: "Meine sieben Kinder und der Lauf der Welt" (267 Seiten).
Irene Zacharias, geboren 1903 in Berlin heiratete 1924 den Bauern Paul Holz in Poitendorf bei Parchim. 1938 übernimmt die Familie einen 200 Morgen großen Bauernhof in Ruest. Dort lebt sie bis 1951. In einfachen bewegenden Worten beschreibt sie ihre Erlebnisse und damit die damaligen Verhältnisse in Mestlin und Ruest. Erwähnt werden beispielsweise die Nachbarn Wahrmann und Ehmcke, die Bauern Nehls, Dollase, Peglau, Radke, die Bauernfrauen Elsa Welzin, Ida Rinsche, der Gastwirt Brennke, der Bürgermeister Martens. Im Vordergrund steht jedoch die Geschichte ihrer Familie, die Geschichte ihrer acht Kinder.

1939 wird Friedrich Heise Pfarrer von Mestlin / Ruest (bis 1974).

Mestlin hat 1939 369 Einwohner

1939 hat Mecklenburg 900.593 Einwohner

1939 - 1945
Zweiter Weltkrieg
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