Das Mestliner Kulturhaus

Kulturhaus

In den fünfziger Jahren wurde das Kulturhaus in Mestlin gebaut. Es entwickelte sich zum kulturellen Zentrum mit überregionaler Bedeutung. Nach der Wende kam es zum Zusammenbruch.

Am 19.10.1957 wurde das im neoklassizistischem Stil gebaute Kulturhaus als Zentrum des damaligen "sozialistischen Musterdorfes" nach einer Bauzeit von 3 Jahren eröffnet.

Kulturhaus Staatsoper

Interessant ist die Ähnlickeit des Kulturhauses des Architekten Erich Bentrup mit einem Knobelsdorffschen Bauwerk, der Deutschen Staatsoper Unter den Linden in Berlin. In einer Analyse des Mestliner Kulturhauses betrachtet Peter Huth diesen Aspekt ausführlich.

Aufgrund seiner Größe (57 x 28 m Grundfläche) und dem Vorhandensein von verschiedenen Räumlichkeiten:

  • großer Festsaal (über 400 Plätze)
  • Restaurant / Klubgaststätte (Gummisaal, über 100 Plätze)
  • Hörsaal (90 Plätze)
  • Weinstube (frühere Gaststätte, kleine Bauernstube, 20 Plätze)
  • Bibliothek
  • mehrere Büroräume
  • Kellerräume

bot es zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten. Nach einem Jahr des Bestehens kann der Leiter Herr Matuschewski (wurde 1958 Mitglied des Präsidialrates des Deutschen Kulturbundes) eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Das Kulturhaus ist zum Treffpunkt der Einwohner aller 19 Dörfer des MTS-Bereiches Mestlin geworden. Das Landestheater Parchim spielt monatlich mehrmals in Mestlin. Gastspiele des Schweriner Staatstheaters, der Fritz-Reuter-Bühne Schwerin und des Landestheaters Güstrow finden statt. Weiterhin gibt es Sonderveranstaltungen des Deutschen Fernsehfunks, des Rundfunks und der Deutschen Konzert- und Gastspieldirektion.

Kulturhaus

1958 zählte das Kulturhaus 124.321 Besucher in 983 Veranstaltungen (incl. externer, vom Kulturhaus organisiert). 21.220 Besucher sahen 141 Filme, 21.043 sahen sich Ausstellungen an, 16.289 besuchten 47 Theaterauführungen, ... Kulturgruppenveranstaltungen, Aussprachen, Vorträge, Fernsehübertragungen, Matineen, Feierstunden, Konzerte, Brigadeabende, Kindervorstellungen, Tanzabende u.s.w. (Bild links: das Kulturhaus am Marx-Engels-Platz aus der Luft, für eine größere Darstellung auf das Bild klicken).

Gut war auch die Bilanz der eigenen kulturellen Aktivitäten der Mestliner: Blasorchester, Chor, Volkstanzgruppe, Zupfinstrumentengruppe, Zirkel für Grafik und Malerei, FDJ-Arbeitsgemeinschaft "Junge Neuerer", Fotozirkel, Übungsstunden im Gymnastiksaal für junge Frauen und Mädchen, Nähkurs in den Wintermonaten, politisch-satirisches Kabinett, eine Tanz- und eine Laienspielgruppe der Jungen Pioniere.

Das Mestliner Kulturhaus ist schlichtweg das kulturelle Zentrum der Region.

Zeugnis für das rege Zirkelleben gibt ein Auszug aus einem Programm des Kulturhauses von 1972: Sonntag: Filmaktiv für Kinder, Montag: Pioniertheater, Fotozirkel, Tonstudio, Jugendtanzkapelle, Dienstag: Singeclub, Modelleisenbahner, Chor der Erwachsenen, Mittwoch: Junge Sanitäter, Junge Talente, Donnerstag: Volkstanz für Kinder, Junge Volkskorrespondenten, Freitag: Geschickte Hände I, Geschickte Hände II, Modelleisenbahner und jeden 1. Donnerstag im Monat: Junge Philatellisten.

Viele Mestliner begleitete das Kulturhaus auf Schritten ihres Lebens: sozialistische Namensweihe, feierliche Einschulung, Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften / Zirkeln, Jugendweihe, Tanzunterricht, Jugendtanz / Disco, Kino, und vielleicht auch das Standesamt.

Früchte Mecklenburgs Nach der Wende war das Kulturhaus mit dem damaligem Nutzungskonzept nicht mehr weiter tragbar. Der Versuch, eine Großraumdisko zu betreiben, war nur anfangs rentabel. Es zeugte von kulturellem Vandalismus, daß beispielsweise der große Festsaal komplett schwarz gestrichen wurde, oder das zumindest kulturhistorisch wertvolle Wandgemälde "Früchte Mecklenburgs" von Vera Kopetz übertüncht wurde.

Die Zerstörung des Parketts, der sanitären Anlagen, der Heizungsanlage, ... im ungenutzten Kulturhaus folgten. Wolfgang Lippert, der das Kulturhaus von früheren Auftritten kannte, stellte im September 1997 fest: "Es ist schon erstaunlich, was Menschen so alles zerstören können" (SVZ 16.9.1997).

Förderverein

Am 25.5.1997 gründeten 11 Personen den Förderverein "Kulturhaus Mestlin" e. V. Sie übernahmen eine schwere Aufgabe: das Kulturhaus als Baudenkmal erhalten, zu sanieren und es vor allem als Stätte der Kunst und Kultur wiederzubeleben. Am 18. Oktober wurde hier als erste Veranstaltung der 40-jährige Geburtstag des Kulturhauses gefeiert.

1998, zum einjährigen Bestehen des Vereins, konnte ein erstes Resumee gezogen werden. Die Mitgliederzahl vergrößerte sich. Im Kulturhaus konnten einige Veranstaltungen stattfinden: der Auftritt des Mecklenburger Landestheaters, Kinderfasching, ein Trödel- und Antikmarkt, ...

TresenGummisaal

Ein weiteres Jahr später, im Juni 1999, ist man wieder einen Schritt weiter. Der kleine Saal im Obergeschoß ("Gummisaal") ist wiederhergestellt und kann für Veranstaltungen (mit über 100 Plätzen) genutzt werden. Es fanden beispielsweise statt: der Tanz in den Mai, die Herrentagsfete, der Pfingsttanz und auch eine Einwohnerversammlung zur Vorbereitung der Kommunalwahl. Auf den Bildern ist der Gummisaal zum Erntefest im Oktober 1999 zu sehen. Schade nur, daß die im August 1999 veranstaltete Theateraufführung der "Sommerkomödie '99" von den Mestlinern nur wenig beachtet wurde.

Auch für das Jahr 2000 läßt sich eine positive Bilanz ziehen. Die Entkernung des Hauses ist zum größten Teil abgeschlosssen, es finden regelmäßige Veranstaltungen wie Tanz, Theater (z. B. Dario Fo's: Eine Frau allein, inszeniert von I. Waszerka) und Konzerte statt. Diese Aktivitäten und eine breite Öffentlichkeitsarbeit trugen mit dazu bei, umfangreiche Fördermittel und Zuschüsse von Bund, Land, Landkreis und Gemeinde zu erhalten. Dazu noch weitere Mittel vom Landesamt für Denkmalpflege und dem Arbeitsamt stellten im November den Beginn der Arbeiten zum ersten Bauabschnitt mit der kompletten Sanierung des Daches einschließlich der Dachentwässerung und der Schornsteinköpfe sicher (SVZ 10.11.00).

Der Förderverein wurde am 31.12.2004 aufgelöst.

Für aktuelle Informationen über Mestlin siehe www.mestlin.de

Kulturhaus

 

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