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Unterhaltsames aus der Genealogie und aus Mecklenburg

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Familienforschung und Mecklenburg - Diverse Aspekte (von P. C. Clemens)

English Version: Genealogy Kurzweil (pdf)


„Meeeeklenburg“, mit langem „eeeee“

Wenn Sie in Soest oder Coesfeld das Dehnungs-e missachten und von Söst oder Cösfeld sprechen, werden Sie sofort hinge­richtet. In analoger Weise ist das c in Mecklenburg sprach­wissen­schaft­lich eindeutig ein Dehnungs-c und unser Bundesland heißt deshalb Meeeeek­lenburg.

Halbnomade Ich denke auch, dass die weltweit gefürchtete... pardon, berühmte deutsche Ernsthaftigkeit den Dr. humoris causa hier nicht genügend auszeichnet. Die Quellen zum Dehnungs-c fließen recht spärlich und sind durch seitliche Metströme deutlich verwässert. Bei einem Dr. met. natürlich eine conditio sine aqua. Soweit ich weiß, soll das "ck" bei "Mähähäcklenburg" durch die Gebrüder Grimm eingebracht worden sein. Weiß jemand was darüber?
dr.clemenspc@p4all.d Lieber "Halbnomade", danke! Deine Nachfrage zeigt, dass mein Artikel durchaus gelesen wird und zum Nachdenken anregt - auch mich. Wikipedia schreibt: Bei norddeutschen Orts- und Familiennamen findet sich ein ck auch nach langen Vokalen. Diese Schreibung zeigt entgegen heutiger Konvention keine Kürzung an. Beim Ortsnamen Lübeck, dessen /e/ ursprünglich lang ausgesprochen worden ist, wird heute häufig bereits ein kurzes artikuliert, auch Mecklenburg wird bereits von vielen falsch ausgesprochen. Weitere Beispiele für Ortsnamen: Bleckede, Bockenem, Brackwede, Brockel, Brockum, Dortmund-Brackel, Fredenbeck, Obernbeck, Schnackenburg. Um die ursprüngliche Aussprache zu erhalten, wurde mancherorts das c aus der Namensschreibung entfernt. Die Stadt Hamburg etwa hat 1949 alle Flurnamen, die -beck enthielten (z.B. Barmbeck, noch erhalten im Lord von Barmbeck), in -bek umbenannt, Wandsbek sogar schon 1877. Ich finde nchts über die Gebrüder Grimm. Herzlichen Gruß, Peter Clemens

KARL DER GROSSE

Manche Familienforscher fühlen sich als etwas Besonderes, nachdem sie eine Vorfahrenlinie zu KARL DEM GROSSEN gefunden haben.

KARL DER GROSSE lebte im Jahr 800, also vor 1200 Jahren. Wir Genealogen setzen eine Generationen im Durchschnitt mit 30 Jahren an, also lebte er vor 40 Generationen. Jeder von uns hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, 16 Ururgroßeltern. Das heißt 21 Eltern, 22 Großeltern, 23 Urgroßeltern, 24 Ururgroßeltern usw.. 40 Generation rückwärts hatten wir jeder 239 Vorfahren, das sind 550 Milliarden. Damals lebten aber in Mitteleuropa nur 50 Millionen Menschen. Also kommt jeder der damaligen Einwohner bei jedem von uns im Mittel 10000 Mal als Ahne vor, auf dem Niveau des Jahres 800. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, dass KARL DER GROSSE bei einem von uns statt 10000mal nur zehnmal vorkommt, weit unter ein Promille. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem von uns KARL DER GROSSE überhaupt nicht als Vorfahre vorkommt, ist de fakto Null.

Also können wir davon ausgehen, dass jeder von uns ein Nachfahre von KARL DEM GROSSEN ist. Offen ist nur, welche der 500 Milliarden Vorfahrenlinien zu KARL DEM GROSSEN führt. Das herauszufinden, ist Ihre Aufgabe für die nächsten Jahre.

Es tut mir leid, wenn ich manchem der hier Sitzenden (sowie auch meiner eigenen Ehefrau) die romantische Idee, durch die Nachfahrenschaft von KARL DEM GROSSEN etwas Besonderes zu sein, etwas getrübt habe.

Manche Genealogen meinen, dass ca. 50% von uns KARL DEN GROSSEN überhaupt nicht als Vorfahren haben, und die anderen 20000fach, weil ein Teil der Menschen sicher  vom Zufluss adliger Vorfahren ausgegrenzt war, z.B. Tagelöhner usw.. Wenn ich aber die Vorfahren meiner Frau ansehe, hatte sie 40 Generationen rückwärts KARL DEN GROSSEN vielfach als Vorfahren, aber ebenso viele Vorfahren waren Tagelöhner, Mägde usw.. Ich finde viele Verbindungen aus Tagelöhnertochter und Bauernsohn, dann von ihrem Enkel mit einer adligen Person, usw. Von diesen Daten her muss ich heftig der Vorstellung widersprechen, dass einer von uns  n i c h t  von KARL DEM GROSSEN abstammt.

Andere Genealogen meinen, dass KARL DER GROSSE statt 21 Enkel nur zwei gehabt habe und also unterdurchschnittlich wenige mitteleuropäische Nachfahren habe. Selbst dann müsste KARL DER GROSSE immer noch im Mittel 1000fach der Vorfahre jedes einzelnen von uns sein, und die Wahrscheinlichkeit, dass einer von uns  n i c h t  von KARL DEM GROSSEN abstammt, ist immer noch de fakto Null.

bongolit Moin Dieter, habe in den vielen Diskussionen u.a. auch im "Ahnenforschung-net" gelesen, dass hier u.a. die Behauptung glossiert und scheinbar als wissenschaftlich belegt zu sein scheint, dass praktische jeder von uns von dem ollen Karl d. Gr. abstammen soll. Ich denke, da wird etwas mathematisch aufgestellt, rechnerisch wohl auch richtig, aber in praxi wohl kaum haltbar! Nicht erforscht und wissenschaftlich geprüft wurden u.a. die vielen "seitlichen" Bevölkerungsströme im 8. und 9. Jh., die mit dem damaligen kaiserlichen oder königlichen Adelsstand nichts genealogisch zu tun haben konnten! Auch der vielfältige Ahnenschwund in deren Kreisen wurde wohl nicht untersucht. Ich denke, auch ein Dr. habil. sollte wissenschaftlich gründlicher arbeiten, bevor er so etwas veröffentlicht. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass z.B. jemand, der in weiblicher Linie "Kontakt" mit einem späteren Adelsstand (also nach Karl d.Gr.) bekam, wohl kaum von Karl abstammen kann! Besten Gruß bongolit.
Prof.Dr.Sylvia Weber Lieber Bongolit, in seiner - wie verschiedenenorts nachlesbar: - als amüsantes Hobby betriebenen Genealogie beansprucht Prof. Clemens keine Wissenschaftlichkeit (die er ganz woanders sehr tiefschürfend lebt). Trotzdem berücksichtigt er in seiner obigen Analyse ausdrücklich verschiedene Einwände und zeigt gleichzeitig auf, dass damit die Wahrscheinlichkeit einer 10.000fachen Abstammung zwar sehr sinken würde, aber immer noch praktisch jeder von uns in mindestens einer Linie von Karl dem Großen abstammt. Im Unterschied zu Clemens fordern Sie Wissenschaftlichkeit. An einer solchen Forderung müssen Sie zuallererst sich selbst messen lassen. Diese erfüllt aber keiner Ihrer Einwürfe. „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ Bei solcher nicht sachlich, sondern persönlich geübter Kritik würde ich mich an Ihrer Stelle auch hinter einem Pseudonym verstecken. Mit den besten Wünschen für eine weiterhin fröhliche Genealogie, Ihre Prof. Dr. Sylvia Weber.

„Ahnenschwund“ und Verwandtenehen

Dass beim Blick von heute nach rückwärts statt 500 Milliarden Vorfahren sich nur 50 Millionen verschiedene Individuen finden, wird manchmal als „Ahnenschwund“ bezeichnet.

Bei umgekehrter Betrachtung vom Jahr 800 nach heute hin, wurden 500 Milliarden Vorfahren durch nur 50 Millionen dargestellt, die über viele Generationen immer wieder miteinander Kinder zeugen mussten. Dafür ist Verwandtenheirat der nettere Ausdruck als Inzucht. Das Ergebnis sind wir.


Mecklenburg war nie preußisch

Meck­len­burg unterstand direkt nur dem Deutschen Kaiser; dass der in Perso­nal­union zufällig gleichzeitig preußischer König war, ändert nichts daran, dass Mecklenburg nie preußisch war. Es würde es nicht zu Mecklenburg passen, wenn hier alles preußisch-geordnet und korrekt und ohne Pannen ablaufen würde. Wir bitten Sie, jeden Fehler z.B. in der Familienforschung und jedes Chaos als Zeichen von Lebendigkeit zu nehmen, eben als Zeichen des nicht-preußischen Mecklenburg.


Internet Surfen

Wie Sie wissen, wird im Internet bisher noch am zweithäufigsten auf Genealogie-Seiten zugegriffen, vorläufig noch am häufigsten auf Sex-Seiten. Lassen Sie uns alle daran arbeiten, dass wir an die erste Stelle kom­men.


Vertikale oder horizontale Familienforschung

Genealogie wird von manchen primär als Vertikalforschung zum Auffinden toter Vorfahren (Ahnen) betrieben. Andere sind eher Horizontalforscher, suchen nach lebenden Verwandten: Vettern und Kusinen 3., 4. oder 5. Grades. Der Horizontalforscher benötigt natürlich auch einige Vorfahrengenerationen rückwärts, um dann wieder nach heute hin voranzuforschen, um die entfernten lebenden Vettern zu finden. Solch ein primärer Horizontalforscher bin z.B. ich, ich habe aber auch sehr gern längere Vorfahrenlinien, weil mancher Vetter 5. Grades sich für die Kontaktaufnahme erst interessiert, wenn er nebenbei noch eine lange Vorfahrenlinie von mir bekommt. Insofern sind die längeren Vorfahrenlinien für mich eine Art Köder, um lebende Verwandte interessiert zu machen. Im Grund aber finde ich die Totenforschung ziemlich langweilig, und oft ist sie ja auch falsch, wie oben gesagt.


Forschung per Internet

Unser Forschungstempo ist sehr unterschiedlich. Wie viele andere kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass man unter Zuhilfenahme des Internet in einem Monat das Gleiche schafft wie vorher in einem Jahr. Deshalb kann ich nur appellieren, dass diejenigen von uns, die noch nicht vernetzt sind, sich schnell mit dem World-Wide-Web befassen. Je weniger Zeit man noch vor sich hat, also je älter man ist, desto dringender ist das. Meine Mutter habe ich zu ihrem 88. Geburtstag vernetzt, heimlich am Abend vorher. Jetzt kann ich ihr gut mailen und sie mir, und von ihren Vettern und Kusinen aus Amerika bekommt sie Nachrichten.


Ähnliche Familiennamen

Die Familiennamen wurden in Deutschland erst 1874 fixiert. Vorher konnte jeder seinen Namen so sprechen und auch schreiben, wie es ihm lag. Erst 1874 wurde der Name so, wie er gerade geschrieben wurde, durch die preußische Standesamtsgesetzgebung fixiert. Deshalb findet man MEINCKEs und MEINEKEs und MAINKEs in derselben Familie.


Familienforschung im Unterschied zu „Ahnenforschung“

Genealogie („Geschlechterforschung“) und Familienforschung sind Oberbegriffe, die die Vertikal- und Horizontalforschung beide umschließen. Laut DUDEN bezeichnet „Ahne“ nur einen VORfahren. Ahnenforscher sind also die reinen Rückwärtsforscher, die Tote suchen, und die Horizontalforscher sind bei diesem Begriff ausgeschlossen. Kein Angloamerikaner würde für Genealogie statt „Family Research“ den reduzierenden Begriff „Ancestor Research“ benutzen  -  es sei denn, er meint wirklich nur die rückwärtsgewandte Totenforschung ohne gleichzeitige Horizontalsuche nach lebenden Verwandten. Trotzdem suchen noch heute 90% aller Genealogen in Deutschland im Internet primär nach dem Wort Ahnenforschung, auch wenn sie Familienforschung meinen. Das ist einer der persistierenden Erfolge von HITLER, der die Familienforschung zur Ahnenforschung reduzieren wollte, um die Menschen mit „schlechten Ahnen“ zu identifizieren und dann zu liquidieren.

(Ein weiteres Beispiel persistierenden HITLERschen Erfolgs ist die Auslöschung des eigentlichen Benzinauto-Erfinders Siegfried MARCUS 1865/1867 aus dem Bewusstsein und Ersetzung durch die erst 20 Jahre späteren DAIMLER, BENZ und OTTO. Siegfried MARCUS, jüdischer Mecklenburger, ist ein Verwandter von mir.)


Gegen das Geizen mit Datenweitergabe

Die alte Geschichte: Jemand hat sich so sehr in seine selbst-erarbeiteten Daten verliebt, dass er sie niemandem als Doppel gegeben hat, sondern "darauf saß", und als er tot war, hat irgendein Erbe, der das nur für „Spinnerei“ hielt, das Ganze gedankenlos weggeworfen. Die Lebensarbeit war umsonst gewesen  - so als ob man die eigenen Kinder mit ins Grab nimmt. Die Moral von der Geschicht’: Sitz auf Deinen Daten nicht (sondern verstreu sie möglichst oft an möglichst viele Leute).


Heimatgefühl und Sprachidiom

Im Regelfall wird das Sprachidiom in der Grundschulzeit geprägt, das Heimatgefühl in der Pubertät.


Mecklenburg und BISMARCK

Reichskanzler BISMARCK sagte (1885), wenn der Untergang der Welt vorausgesagt sei, werde er nach Mecklenburg gehen, weil dort alles hundert Jahre später passiere. Der historische Hintergrund war, dass Mecklenburg immer noch eine Verfassung von 1755 („Landesgrundgesetzlicher Erbvergleich“) hatte, und diese war schon 1755 ungefähr hundert Jahre „hinter der Zeit“, indem sie zum Beispiel völlige Steuerfreiheit für adlige und Ritter regelte. Das heutige Mecklenburg mit z.B. seinem lebhaften Tourismus ist ganz offensichtlich der Zeit eher voraus.


Eine mecklenburgische Anekdote

KAISER WILHELM II bekam einst Besuch vom ZAR VON RUSSLAND. Sie beide waren Gäste des GROßHERZOGs VON MECKLENBURG in Schwerin. Als sie des Verhandelns müde waren, gingen sie ein wenig durch die Felder, um sich zu erholen. Es war heiß und nach einiger Zeit wurden sie sehr müde, diese Herren, die ja auch meistens kutschiert wurden und im Laufen nicht so gut geübt waren. Sie begannen sich umzusehen, ob sich irgendeine Fahrgelegenheit biete.

Ein Bauer kam mit seinen Pferden und einem Wagen. Der GROßHERZOG griff einfach in die Zügel und stoppte den Bauern.

Der Bauer war erbost: „Das sind meine Pferde. Lass sie los! Wer bist du überhaupt?“ Der GROßHERZOG war entsetzt. “Du solltest mich kennen. Ich bin dein GROßHERZOG!“

Der Bauer war überhaupt nicht beeindruckt, er grinste etwas. Er zeigte mit seiner Peitsche auf den KAISER: „Und wer ist das?“ Der GROßHERZOG: „Das ist der KAISER - U n s e r KAISER!!“

Der Bauer war immer noch nicht beeindruckt, er grinste breiter:  „Und wer ist der dritte da?“ Der GROßHERZOG: „Das ist der ZAR VON RUSSLAND!!!“

Jetzt fing der Bauer an sich totzulachen. „Ihr drei seid richtige Spaßvögel. Dann bin ich der SCHAH VON PERSIEN. Steigt bitte ein.“


Hobby Genealogie als Sucht

Manche Nicht-Genealogen wissen eigentlich nicht, was die Genealogen so „erwischt“ hat. Diese sonderlichen Menschen, die, kaum haben sie zwischendurch eineinhalb Stunden Zeit, schon wieder einem horizontalen entfernten Verwandten oder vertikalen toten Vorfahren hinterher jagen.

Ähnliches kennen viele Menschen, wenn sie abends um Viertel nach zehn „schnell eben noch“ das Kreuzworträtsel der Zeitung lösen wollen, bevor sie eigentlich eine halbe Stunde später ins Bett müssen: 

Wenn sie es in der halben Stunde nicht geschafft haben, lässt es sie nicht los und wenn es bis zum letzten Buchstaben nachts halb drei wird, obwohl sie um halb sechs schon wieder aufstehen müssen. Wir Genealogen erleben Gleichartiges, aber unser Puzzle unterscheidet sich in zwei Punkten vom Kreuzworträtsel:   1. das genealogische Kreuzworträtsel ist endlos.   2. Einzelne Puzzlestücken werden lebendig, nämlich die Ergebnisse der Horizontalforschung.

Diese lebendigen Puzzleteile kann man anrufen, sie können unser schönes Mecklenburg besuchen, man kann sie besuchen. Auf diese Wiese habe ich schon Verwandte in England, USA, Kanada, Costa Rica, Argentinien, Peru und Israel besucht. Zur Zeit habe ich vier Einladungen nach Brasilien liegen, eine nach Südafrika, eine nach Neuseeland und eine nach Hawaii, wo ein Vetter eine Biofarm mit Blick auf den Pazifik betreibt; er stammt aus Boizenburg/ Mecklenburg. Ich freue mich schon darauf, diese Einladungen in den nächsten Jahren „abzuarbeiten“.

Peter Chr. CLEMENS, Prof. Dr. med. habil., Am Tannenhof 52, D-19061 Schwerin-Schlossgarten, Tel +49-(0)385 -565670 (oder -5202660), Fax -5558979 (oder -5202676), dr.clemenspc@p4all.de

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